Von Kesarin Wokurka, Texterin bei CIDCOM.
Hinter den Schimpfwörtern „Hurenkind“ und „Schusterjunge“ stecken keine persönlichen Beleidigungen, es handelt sich vielmehr um althergebrachte Fachbegriffe.
Mittlerweile werden aber bereits alternative Begriffe verwendet: Das “Waisenkind” wird zum “Schusterjungen” und das “Hurenkind” zur “Witwe”. Und so sieht es aus, was darunter zu verstehen ist:
Zu guter Typografie gehört neben der Vermeidung dieser klassischen Umbruchfehler auch die korrekte Rechtschreibung, Zeichensetzung und Grammatik. Auch wenn sich Gerüchte um eine bevorstehende deutsche Rechtschreibreform ranken, ist es so oder so keine Frage des persönlichen Geschmacks, wie was geschrieben wird. Einzelne Autor:innen wie etwa der österreichische Essayist Karl-Markus Gauß behalten sich dennoch etwa das scharfe ß im ”daß” vor. Weniger zur Kunst Berufene sind allerdings gut beraten, Texte, Blogbeiträge u.v.m. nach den Regeln der allgemeinen Schreibweisen verfassen.
Doch zurück zum Thema: Man meide „Waisenkinder oder Witwen“! Die „Witwe“ ist die letzte Zeile eines Absatzes, die sich auf eine neue Seite oder Spalte geschlichen hat. „Witwen“ gelten als schwerwiegender technischer Fehler in der Typografie, da sie die Ästhetik des Satzbildes stark beeinträchtigen.
Wenn Text in einer Spalte nach der ersten Zeile eines Absatzes umbricht, wird diese einzelne Zeile am Ende dieser Seite oder Spalte als „Waisenkind“ bezeichnet. „Waisenkind“ ist die Bezeichnung für die erste Zeile einer Passage am Ende einer Spalte.
Im Vergleich zur „Witwe“ gilt das „Waisenkind“ als ein weniger gravierender Fehler. Dies gilt allerdings nicht, wenn Absätze durch Einzüge definiert werden. Auf dem Beispiel weiter oben sieht man deutlich links das „Waisenkind" und rechts die „Witwe“. Wie man beide vermeidet? Unsere Grafiker:innen beherrschen die Trennzeichen in der verwendeten Layoutsoftware und merzen diese Fehler im Lektoratdurchgang aus. Für Verfasser:innen von Manuskripten, nach denen Grafiker:innen arbeiten, gilt jedoch: Vergessen Sie’s, schreiben Sie den Text mit den gewünschten Absätzen und verlassen Sie sich auf das gute Auge unserer Gestalter:innen.